Anonymity vs. Deniability

Versus? Sollte das nicht immer Zusammen gehören? Nun, ich sage nein (sonst wäre der Artikel auch wertlos…), und gehe sogar soweit zu behaupten dass PD an der Stelle kontraproduktiv sein kann.

Das Konzept von Plausible Deniability ist ja, dass man im Falle eines Falles sagen kann, dass man damit nichts zu tun hat. In Richtung Kryptographie heißt das, dass mir niemand beweisen kann, dass der Datenmüll da auf Laufwerk S: meine streng geheimen Pläne zur Eroberung der Weltherrschaft sind. Die Sache ist nur: das funktioniert nicht. Zumindest nicht da wo es gebraucht wird. Dort, wo „in dubio pro reo“ noch gilt, ist das alles kein Problem. Ich sage, da ist nichts, keiner kann was anderes beweisen: Freispruch. Wunderbar, funktioniert. Aber was passiert, wenn das keinen interessiert?
Mal ein paar kleine Szenarien.

Angenommen, Eve und Bob sind verheiratet. Bob wiederum betrügt Eve mit Alice, wovon diese natürlich nichts merken soll. Also vergisst Bob keine Telefonnummern in seiner Jackentasche und hat immer einen Auftrag an Land gezogen, wenn er auf „Geschäftsreise“ war. Nichts beweisbar, sollte man meinen. Ist auch so. Aber was, wenn Eve auffällt, dass Bob sich in letzter Zeit anders verhält? Entweder, sie setzt einen Detektiv auf ihn an, stellt Bob zu rede, lässt sich scheiden was auch immer und egal in welcher Reihenfolge.
Was hat Bob jetzt also gewonnen? Gar nichts.
Hätte er aber sein Verhalten genau beibehalten, wäre er nie aufgeflogen, auch wenn er vielleicht unvorsichtiger gewesen wäre, seine Treffen mit Alice zu kaschieren.
Eben, weil er nicht in Verdacht gekommen/aufgeflogen wäre müsste er auch nichts abstreiten.

Nummer 2, basteln wir uns mal einen Staat, der zurecht als Unrechtsstaat gilt. Sollte heutzutage ja nicht mehr allzu schwer vorstellbar sein. Wie in jedem Hollywoodfilm gibts also einen Untergrundkämpfer, der gegen das System agiert. Selbiger packt also alle wichtigen Sachen in ein TrueCrypt-Image versteckt auf besagtem Laufwerk S:. Irgendwie sickert doch durch wer (und wo) er ist, die lokale Geheimpolizei marschiert ein, kassiert ihn und lässt ihn in irgend einem Loch versauern, alternativ wird er gleich „liquidiert“. Bringt ihm sein schönes abstreitbares Datensammelsurium gar nichts.
Genauso übrigens umgesetzt in Dark Angel. Eyes Only/Logan versteckt sein Equipment auch nicht (steht alles offen in seinem Penthouse, sogar durchs Fenster sichtbar^^), dafür aber sich selbst (beziehungsweise halt die Tatsache, dass er EO ist), und das recht gut. Als er dann doch entdeckt wird, bringt er sich in Sicherheit… sein Equipment wird ordentlich zerlegt.

Worauf ich hinaus will, dürfte klar sein: es bringt nur dann was, wenn überhaupt jemand Beweise will. Dass der Ankläger überhaupt was Beweisen muss, ist aber Kennzeichen eines Rechtsstaates, ergo nutzt mir auch nur dort PD etwas.

Wenn ich jetzt aber ein pöhser Terrorist bin (oder ein Bürgerrechtler, kommt teilweise ja aufs gleiche raus), der sich vor den Autoritäten schützen muss, dann muss ich auch genau das tun. Hier erzeugt PD eventuell ein falsches Bewusstsein von Sicherheit (sicher nicht so, dass man denkt es könnte einem nichts passieren, eher unterbewusst) und damit eine Gefahr für die jeweilige Person.

Für mich kann es da also nur eine Antwort geben: PD wird heute überbewertet. TrueCrypt macht groß Werbung damit, aber eben auch unter der Annahme dass es was bringt.

Nur so als kleiner Hinweis: dieser Beitrag schreit grade zu nach Kommentaren… was halten meine Leser von dem Thema?