Nachgelesen: 2010-03-08

Mal wieder was aus der aktuellen Nachrichtenlage: diesmal Internetanschlüsse auf dem Land, und was da so geplant wird.

Ich würde das eigentlich gerne mit einem Link mit Lesebefehl beginnen, aber so wie ich das sehe gibts die Lokalteile nicht papierlos. Also hier ein Ausschnitt aus der MZ von heute, Lokalteil QLB, manuell abgetippt 😉

Falkensteiner wollen Internetzugang
Für ein flächendeckendes Angebot von Internetanschlüssen setzt die Stadt auf Breitbandversorgung. […] Als Schwerpunkt haben sich die Ortsteile Reinstedt, Meisdorf und Pansfelder herauskristallisiert. […] Das schließe aber nicht aus, dass die Situation in andern Ortsteile ähnlich sei.
Dies wird sich zeigen, wenn die Gebiete nach der Vertragsunterzeichnung untersucht werden. Im Mittelpunkt dabei stehen die Verfügbarkeit von Internetanschlüssen, der Bedarf an diesen und letztlich auch, welche technischen Möglichkeiten es gibt, das Projekt umzusetzen […]
Für das Projekt […] sind 700kEuro im Haushalt der Stadt eingestellt.
[…]
Die flächendeckende Breitbandversorgung könne dann das Gefälle zwischen der ländlichen Region und den städtischen Räumen ausgleichen, denn die Breitbandversorgung wird immer mehr zu einem wichtigen Standortfaktor. Auch in [anderen Orten] hat sich deshalb eine Bürgerinitiative für eine schnellere Verbindung ins Netz etabliert.
Kürzungen von mir, sind aber nicht inhaltsentstellend, glaubt mir einfach 😉

Was man wissen sollte: Falkenstein ist eine Einheitsgemeinde. Das sind also alles einzelne Dörfer, an die nach der Gebietsreform mal jemand das Schild „Stadt“ angeklebt hat.

Was mich da dran jetzt stört? Verschiedenes. Das Projekt an sich ist sehr zu begrüßen. Kein schnelles Internet zu haben, ist hier in der Gegend völlig normal, damit kämpfen alle Orte hier. Ich könnte mir vorstellen, dass die Abwanderung junger Leute auch damit zu tun hat.

Dabei wird aber auch wieder die völlig unterschiedliche Definition von „schnelles Internet“ deutlich, die mich auch in den Breitbandoffensivplänen der Bundesregierung schon gestört hat: während selbige bereits bei irgend einem DSL von Breitband spricht, werden wohl die meisten, die wirklich auch das Internet nutzen, alles unter wenigstens 2000kBit nicht grade als schnell bezeichnen. Das ist aber das, was ich hier z.B. nutzen darf.
Andere Orte haben 768kBit-Pseudo-DSL, oder eben gar nix. Von daher: gut, dass sich was rührt!

Aber: ich finde es doch erstaunlich, dass man offenbar nicht mal weiß, wo denn schon was verfügbar ist. Warum zum Teufel muss man da die Gebiete „untersuchen“? Weil man diese „Untersuchung“ extra abrechnen kann? Ich glaube eher, man wird hier versuchen, aus den alten Kabeln noch so viel wie möglich rauszuholen: wenn man über 1000kBit kommt, ist es ja Breitband, ohne dass man ausgaben hatte. Das nutzt den Anwohnern so gut wie gar nicht, da sie dann immer noch 10 Jahre hinter aktueller Technik liegen. Ich vermute, hier wird man sich massiv um das Upgraden der DSLAMs drücken.
In die gleiche Richtung „wir tun mal was fürs Karma, sparen aber das Projekt kaputt“ geht ja dann auch der unmittelbar folgende Satz:

Im Mittelpunkt dabei steht der Bedarf an Internetanschlüssen

Wie oft denn noch? Da hat einer die Kausalität von Internetanschluss und Internetnutzung im 21.Jahrhundert nicht verstanden.
Man legt keinen Anschluss, wenn man danach gefragt wird. Das ist Grundversorgung. Wie Strom, Wasser, Gas. Die Nutzung ergibt sich dann von alleine.
Nutzung folgt Verfügbarkeit.
Abwanderung folgt Nicht-Verfügbarkeit.
Ganz einfach.
Oder?

Warum ich das mit der Einheitsgemeinde erwähnt habe? Och, 700kEuro, das reicht niemals. Nicht, wenn man aus anderen ähnlichen in anderen Städten Projekten weiß, dass die 20kEuro pro Straßenabschnitt veranschlagen. Von Überlandverbindungen redet da ja noch gar keiner.
Man darf also auch hier mit einer Frickellösung rechnen.
Oder so ganz tollen Konstruktionen wie Satelliten-Internet, mit 500-1500ms Ping. Da brauch jedes Paket länger, als mit Kabelgebundenen die ganze HTTP-Abfrage.
Da ist fast UMTS noch sinnvoller, mangels Abdeckung wird aber auch das nix.

Das hat man halt davon, wenn man essentielle Telekommunikationsdienstleister auf Teufel komm raus privatisiert.
Da kommt dann der Teufel bei raus.

(Ich warte übrigens grade seit 4 Tagen auf ein DHL-Paket. Das schafft laut Tracking jeden Tag eine Station…)