Verbesserungen

„Programm 1-3-4-8 starten.“

„Authentifizierung erforderlich.“

„Name Micheals, Code Alpha 2-6-4 Delta“

„Authentifiziert. Willkommen Lt. Micheals.“

„Jaja.“
Na endlich. Warum dauert diese Identitätsprüfung immer so lange? Mittlerweile musste ihn doch die Maschine kennen. Er kam schließlich jeden Tag hier her. Manchmal kam er sogar öfter hier an, zum Beispiel wenn er in der Zwischenzeit Mittagspause machte und er sich ausgeloggt hatte, wie es den Vorschriften entsprach.

Wie auch immer. Was sollte er heute erledigen? Ach ja. Die neuronalen Netze sollten weiter trainiert werden. Ein ziemlich stupide Arbeit, dafür hätten sich auch einen dieser Zweitsemester nehmen können. Eigentlich war das nicht das wofür er nach jahrelangem Studium zur Army ging. Er wollte die Dinger programmieren, ihnen Leben einhauchen und nicht bloß ein ganz gewöhnlicher Grundschullehrer sein. Gut, die wenigsten Grundschullehrer haben millionenteure Wunderwerke der Technik in ihren Klassen sitzen, zumindest also war er nicht gewöhnlich.
Aber zu beschweren brauchte er sich eigentlich nicht. Die Bezahlung war für eine Regierungsbehörde erstaunlich gut, und das bisschen Geheimhaltung störte ihn nicht. Eine Familie hatte er schon lange nicht mehr… und Freunde… wenn er überhaupt Freunde hatte dann hier in der Einrichtung.

„Starte neuen Trainingslauf.“
„Trainingslauf gestartet“

„Simulierter Angriff von Planquadrat 2C, eigene Stellung auf 4F, unterlegene Truppenstärke. Erarbeite Verteidigungsstrategie.“
„Läuft“
Und jetzt wieder warten, die Handlungen der KI auf dem Holo verfolgen und bewerten. So wie jeden Tag.
Vielleicht könnte er ja… irgendwo muss doch der Quellcode sein… ah, da ist er ja. Wie wäre es denn, wenn man… ja genau, und da auch… mal sehen.

„Programm neu starten“
„Programm neu geladen“
„Simulation fortsetzen“
„Simulation wird fortgesetzt“

Ah, sehr gut. Das Holo zeigte eine Strategie, bei der sich die eigenen Truppen verteilten und den Gegner danach von außen angriffen. Effektiv, aber riskant. Genau das gab er ein. Effektiv, aber riskant.

„Nächste Strategie“
Eine ähnliche Variante, aber diesmal verteilten sich die eigenen Truppen nicht wahllos, sondern in Kampfverbänden. Viel besser.

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Nach weiteren 73 Simulationen, unterbrochen nur durch eine kurze Mittagspause, fasste er den Entschluss. Wenn das hier so gut funktioniert, dann dürfte wohl auch seine verbesserte Version funktionieren.
„Erweiterungen laden.“
„Erweiterungen geladen. Fordere Rechenkapazität an.“

Rechenkap… – ach, natürlich. Die Berechnung beider Seiten benötigt natürlich mehr Rechenleistung, als diesem GridNode zugeteilt wurden. Naja, was solls.
Der Computer rechnete, und das Holo zeigte verschiedene Strategien. Alle durchweg gut zu bewerten. Nicht schlecht, sein Programm. Damit hatte er sich den Feierabend verdient.

– OpCenter –
„General. Wir haben hier unidentifizierte Radarortungen.“ „Zeigen Sie her!“
Das Hauptholo änderte seinen Inhalt, stellte jetzt den nördlichen Teil des Kontinents dar. Mehrere Truppenverbände aus der Gegend von Planquadrat 2C griffen an. Ihr Ziel lag offenbar bei 6G. Was befand sich dort? Einige Fabriken, nichts wirklich wichtiges. Warum dieser Angriff?
„Senden Sie Truppen von 4F. Wollen doch mal sehen, was die hier suchen.“
„Aber General, wir sind klar unterlegen!“ – „Ich weiß. Glauben sie ich habe meine Sterne ohne Taktik gekriegt?“ „Nein Sir, ich…“ „Schluss jetzt. Wir haben wichtigeres zu tun.“

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Plötzlich schwenkten die Verbände um. Statt in der Gegend von 6G, schien ihr neues Ziel irgendwo bei 4F zu liegen.
„Das dachte ich mir. Rufen sie unsere Truppen zurück, bereiten sie eine Evakuierung der zivilen Bevölkerung vor.“ „Das wird eng. Verdammt eng.“

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„Zu spät, sie sind da. Uns fehlen immer noch 1,3 Stunden.“
„Sir… wir kriegen Meldung von den Spähtrupps. Beziehungsweise, wir kriegen keine Meldung. Da draußen ist niemand.“
„WAS? Und was sind dann bitte diese Radarpunkte?“
„Das…. das können wir uns nicht erklären.“ Das kam von der Radarkonsole. „Die Geräte sind alle in Ordnung, keinerlei Fehlfunktionen.“
„Keinerlei Fehlfunktionen? Und was ist das hier?“

– Lab 253 –
Der nächste Arbeitstag begann mit der Feststellung, dass er die Maschinen zwar heruntergefahren hatte, aber nicht deaktiviert. Das hieß also, irgendwo im Grid liefen die Programme noch. Aber was soll schon groß passieren. Dann hätte er eben heute mehr Ergebnisse, als erwartet.
Dann eine zweite Meldung. Das OpCenter meldete seltsames Verhalten des Radars. Erstaunlicherweise griffen die Truppen von 2C aus erst 6G an, dann 4F.
Nach dem aktivieren des Holos durchfuhr ihn ein Schock. SIMULATION LÄUFT, in roter Schrift. Und viel schlimmer: dargestellt war ein Angriff von 2C über 6G auf 4F.
Das also konnte das Grid? Programme übertragen auf weit entfernte Hardware, verteiltes Rechnen der Zukunft. Keinerlei Sicherheitsrisiken, da alles Systeme dicht waren. Dicht? Wirklich? „Offenbar nicht“.

„Simulation und Programm beenden und deaktivieren.“
Wenige Minuten später kam Nachricht über den internen Ticker: der Feind wurde im OpCenter nicht mehr erfasst.

Schleunigst erstatte er Bericht. Irgendein Student, ein Zweitsemester vielleicht, muss die Sperre umgangen und das Programm ins Grid geladen haben. Hätte er, Micheals, nicht das Programm rechtzeitig beendet, welche Internationale Krise hätte entstehen können!
Er wurde befördert, einige Studenten entlassen. So spielte das Leben eben!